Saulots Prophezeiung

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Saulots Prophezeiung
Text
QuelleSaulot
ObjektGehenna
Kapitel14. Das Erbe des Kappadozius
Ein (allen Hinweisen zufolge) von Saulot selbst verfasster Text an seinen Cousin Kappadozius über seine Gehennavision.
Through the looking glass
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Mein Bruder, Du fragest mich, was ich in meinen Visionen sah. Welche Zukunft uns erwartet. Ich will Dir antworten, so gut ich es vermag, auf das Dir Verzweiflung, ob der Dinge die uns erwarten und doch auch Hoffnung, ins Gebein fahren mag. Wisse, dass ich eine Zeit kommen sehe, in der das alte Blut dick und zäh wird und die junge Spreu dünn und fahl zerfließt. Eine Zeit in der in der das Alte reduziert ist auf einen einsamen Gedanken: Hunger, Rache, Wut. Wisse, dass ich sehe, wie Einer seinen Panzer aus Pflicht behält, während ein Anderer bereits zerbrochen, sich vom Geist seiner Kinder nährt, bis sie darben wie der Weizen in der Wüste.

Höre meiner Worte schrecklicher Klang, aber finde Erleuchtung darin, dass der Fluss noch nicht in seinem Bette liegt. Seine Mündung ist nicht erreicht. Die Worte aller Sendboten bedeuten uns dies nur allzu klar. Meine Vision ist eine Warnung, keine Gewissheit. Nutze Sie! Lass Sie Deine Karte ins Unbekannte sein, auf das Sie Dir einen Weg ins Licht deute.

Und wenn nicht Dir, dann meiner letzten Hoffnung…

Oh Bruder ich schlief. Ich schlief in der Erde, ich schlief im Himmel und ich schlief im Herzen der Stille. Und dies ist, was ich sah:

Am Anfang sah ich die Sünde der Dreizehn. Als der Fluch Uriels im Herzen der Enkel wie Samen aufging und unserem Vater mit Trauer, Hass und Zorn erfüllte, auf dass er alle Nachkommen zeichnete bis in die
Ewigkeit. Dort sollte das Ende seinen Anfang nehmen.

Dann sah ich unseren Bruder fallen – niedergeschmettert von einem der unsrigen – sein Geist zersplitterte in tausend Scherben.

Da schien es unausweichlich zu sein, was kommen muss: Dreimal noch soll der Hunger der Kinder Kains die Seelen der Dreizehn erschüttern, dreimal wird es zum Tod ohne Blutvergießen kommen und dreimal wird es ein Grab ohne Seele geben.

Und siehe ich sah wie das kalte Herz des Philosophen viel zu früh zum Schweigen gebracht wurde, eine Stille bis in alle Ewigkeit. Die Kinder wiederholten die Taten ihrer Eltern.

Dann sah ich, wie die Selbstsucht und Machtgier eines alten Mannes, das Schicksal eines unserer Geschwister zu besiegeln suchen wird. Doch blieb Gestalt und Antlitz mir verborgen.

Und kaum das dies geschehen, ein erstes Licht auf dem Weg in die Dunkelheit – wird doch der Prophet Gehennas seinen Weg in die Reihen der Kinder Kains finden. Er wird seinen Glauben verlieren und in diesem Verlust neue Stärke finden.

Und ich sah auch, wie die Lanze des Lichts die Heilige Stadt zum letzten Mal verlassen wird. Sie wird verloren aber nicht vergessen bleiben, bis sich die Zeit Ihrer Bestimmung nähert.

Doch wehret den Schatten, dort lauert erneut das Biest mit Namen Amaranth - Leise flüsternd, die Hand des Kindes lenkend, von dem sich ein Vater nur Erleuchtung erhoffte.

Die lange Nacht neigt sich dem Ende, die Kinder werden reden, aber nicht die Folgen ihrer Taten erkennen. Sie werden streiten, bis Unfriede Ihre Herzen erfüllt. Ein Unfriede der die Jahrhunderte überdauern wird.

Und es wird sein eine Zeit da Clanlose durch die Straßen ziehen. Und ihr Blut wird so dünn sein, dass sie keine Kinder schaffen können. Ihr Auftreten soll den Beginn des Endes einläuten.

Und es wird geboren werden ein Kind zweier Welten. Und seine Stimme wird sein wie die der Seraphim und die der Furien zugleich. Und es wird tragen das Zeichen des Mondes.

Doch noch immer sah ich Hoffnung im Verborgenen aufkeimen. Nicht alle werden Blind der inneren Dunkelheit folgen, sondern sehen, hinein geboren in den Konflikt des Blutes, doch ohne Hass und Eigensucht.

Und ich sah eine kleine Schar von ihnen, sie schwingt sich auf zur Letzten Rettung allen Seins zu werden. Wo andere fallen, werden sie den Keim des Sieges in sich tragen.

Dann sah ich den ersten Schläfer erwachen. Doch die Winde des Ostens, die Kinder Gaias und das Feuer Michaels sollen sein Untergang sein. Und er wird heulen um die ganze Welt, doch die Wissenden verschließen ihre Ohren, zu groß ist ihre Furcht.

Und deshalb wird es sein sieben Tage des Wahns. Und am siebten Tage wird einer der dreizehn sein Ende finden.

Und ich sah, wie aus Sieben Sechs werden wird. Ihre Hoffnungen, sich des Engels Fluch zu entziehen - vergebens. Der Traum vom Elfenbeinturm zerbricht.

Und dann sah ich die Kinder des Drachen, welche sich aufschwingen über Stein und Erd und Fleisch, sie werden verwelken und vergehen, da ihre Verdammnis ihr Untergang sein wird. Denn die Fäulnis wächst in ihrem Fleisch, doch werden Sie ihren Irrtum erst erkennen, wenn die letzte Stunde schlägt.

Ich sah den Streit der Kinder zum Erliegen kommen. Das Herz der neuen Welt schlägt noch. Fremdartig und fern, sah ich ihren Zwist in mitten eines Waldes voller Wunder zu Ende kommen.

Und es wird ein Auge am Himmel erscheinen und das Ende ankündigen. Und seine Farbe soll sein die des Blutes.

Und dann sah ich, seltsam fremd und doch vertraut in den Welten jenseits des Schleiers, wie das Gleichgewicht der Seelen gestört, der Unfriede neuen Nährboden finden und das Band der Ruhe erneut zerreißen wird.

Ich sah eine vertraute Gestalt die zurück gekehrten Kinder des Priesters Kains anleiten, Frieden und Genugtuung in ihrer Vergeltung zu finden. Schatten findet Schatten findet Schatten und in der Dunkelheit ein Licht.

So die jungen Falken all dies überleben, werden sie meine Worte in den Halle der Vergessenen und Verborgenen finden. Scheitern sie, stirbt ein weiterer Pfad, vielleicht unser letzter, zur Rettung allen Seins.

Und ich blickte in ferne und wunderbare Lande wo die Gerüche beißend und die Sterne grün sind. Dort spürte ich den Umbra erschüttern und den Äther weinen als ein besiegeltes Schicksal offenbar wird.

Der zweifach gefallene Wanderer wird sein zweites Kind treffen. Es soll sein einzig Trost und Beistand sein.

Und dann sah ich – voll des Grauens – den Alten Fluch von Auriel zu neuer Stärke hoch erwachsen. Kaum dass die kalte wohl vertraute Macht in aller Kinder Adern nach immer stärker Nahrung ruft, sah ich die Bänder brechen, Türme fallen und kalten Stahles Schwerter bersten.

Einzig triumphierend treibt die Schwarze Dornenkrone ihre Stacheln tief ins Fleische aller Kinder. Doch Leid und Trauer und der Einheit Ende ist ihr Preis. Jeder sei sich selbst der Nächste.

Doch sehe ich sah – kaum dass der Staub sich legt, wie neue Bande alter Wahnsinn Gräben überspannt. Gut, dass die Masken barsten, sieht die Hoffnung nun viel klarer: Ein Verräter schwingt sich auf, aus tristen Resten neues Bollwerk zu errichten.

Und ich sah, das Chaos nutzend, wie Stab und Krone und Blut der Enkel den Gott der Stürme und des Südens erwecken. Und wahrlich hatte der lange Schlaf ihm all seine Träume genommen.

Und ich sah, wie eine schwarze Hand zurückkehren wird und alle zu ersticken droht, die sich ihr entgegenstellen werden. Und das vergossene Blut wird zurückkehren, um jene zu richten, die zu Richten es einst bestimmt wurde.

Und ich sehe die Falken und mit ihnen - einen einsamen Kampf auszufechten.

In der Ruhe zwischen den Kräften sah ich einen Drachen erwachen. Seine Taten werden selbst den letzten unter den Ungläubigen die Augen öffnen und niemand unter allen Kindern wird mehr unwissend sein.

Der Drache wird sich erheben um die Welt zu verschlingen, doch sein Triumphgeheul erschallt zu früh. Er wird vergehen an seinem letzten Biss, doch sein Fleisch wird von Fäulnis und Gift gezeichnet sein.

Ich fühlte die Vision zu Ende gehen und mein Blick wurde unklar. So vieles geschah zugleich, dass mein Blick nicht alles erfassen konnte. Die Zeit, solange mein Verbündeter, raste im Herzschlag der Sterbenden vorbei. So vieles sah ich, dass es drohte mich zu zerreißen. Doch ich will Dir berichten, was ich vermeinte zu erkennen:

Denn dies sind die letzten Zeichen. Die letzten Schlachten rufen nach ihren Streitern.

Die Welten werden zerbersten, der Flüchtlinge einzig Sinnen diesem Wahnsinn zu entfliehen neue Nahrung sein.

Und der Zorn der Wolflinge findet Freiheit als er ihre Herzen verlässt. Kein Wald aus Stahl und Stein wird vor ihnen Schutz geben können.

Und in der Dunkelheit sah ich die Tochter des Mondes, hell wie die verbotene Sonne, an ihrer Seite standfest wie der Fels ihr fleischgeworden Schild.

Und Kain erwacht.

Ich sah in der tiefsten Dunkelheit die erste Stadt zurückkehren – und mit ihr die letzten der Kriegsherren.

Und sie wird mit sich bringen eine ewige Dunkelheit – Lasombras lang gehegter Traum wird wahr.

Und die Welt wird erkalten und unreine Dinge werden aus dem Boden quellen. Und große Stürme werden toben und Blitze Feuer entfachen.

Und alle Ersten werden sich erheben und nähren an ihren Kindern.

Am zweiten Tag wird Kain seinen steinernen Thron besteigen und seine Kinder zu sich rufen.

Und er wird sie richten.

All jene, die vom Blute ihres Erzeugers tranken, sollen vom Blute Kains trinken. Und es wird sie verbrennen von innen heraus.

Mein Schmerz wurde unerträglich. Doch ich versuchte weiter zu blicken. Ich musste weiter blicken, mein Bruder:

Denn ich sah, wie die dunkle Mutter selbst hereingeführt wird. Und dort, im Tal von Enoch wird die letzte Schlacht geschlagen.

Und ihr Zwist wird die Himmel selbst aufreißen lassen und den Boden unter allen Füßen. Und die Legionen der Hölle werden aus der Erde strömen.

Und dann sah ich Stille. Und Tod. Die letzten und ersten schaffen sich ein Blutreich.

Und alle Überlebenden sammelten sich in der letzten Stadt, Gehenna genannt. Die Mächtigen sollen Sklaven sein und alle Tugendhaften verderbt.

Ich sah keine Liebe nur Leid. Ich sah keine Reinheit, nur Befleckung. Ich sah das Ende allen seins.

Dies kann nicht sein. Mein Bruder, dies darf nicht sein.

All dies sah ich Bruder und doch siehst Du mich heute auch hoffnungsvoll vor Dir stehen. Denn ich bin nun überzeugt, dass dies nicht das Ende sein muss. Mir wurde dieser Blick gestattet, um das Ende unseres jetzigen Pfades zu erkennen. All meine Bemühungen, meine Kinder Golconda finden zu lassen, mögen vielleicht Ihre Seelen retten, aber nicht die Welt. Ich habe erkannt, der Welten Schicksal ist nicht unausweichlich. Das alte kann fallen, während das junge eine neue Zukunft schafft. Demut hat mich meine Vision gelehrt. Denn bei all unserer Macht, wird auch den Jüngsten, den unscheinbarsten, ein Schlüssel gereicht, das Tor zu einer neuen Welt zu öffnen.

Sollten all unsere Pläne versagen, vermögen sie es vielleicht dennoch, siegreich zu sein. Weiter blickend als ihre Eltern, die Augen nicht verschließend vor den schmerzhaften Wahrheiten, überfliegen sie die Täler der Selbstaufopferung mit mutigen Herzen. Wie ein Falke werden sie auf dem Sturm zu reiten wissen, bis sie die Kraft haben, den Wind mit dem Schlag ihrer Flügel zu brechen.

Du siehst Bruder, wir sind nicht allein. Es gibt Hoffnung solange es Falken gibt.